Fahrbericht Transalp XL750 9 Tage Griechenland

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Muschelschubser
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Fahrbericht Transalp XL750 9 Tage Griechenland

Beitrag von Muschelschubser »

Ich sitze auf der neuen Transalp, es ist warm und ich muß 15 km im Berufsverkehr durch die Großstadt Athen, mit einem noch fremden Motorrad.

Ich sitze gut, alles ist an seinem Platz und gut erreichbar. Trotz 1,87m und langem Oberkörper passt mir die Transalp 750 ganz prima. In den nächsten Tagen werde ich merken, dass auch die Serienscheibe sehr guten Windschutz bietet.
Der Motor läuft, gut hörbar aber ohne zu nerven. Wir brabbeln durch die Stadt, sehr entspannt. Lieber nicht durch die Autos durchschlängeln wie eigentlich alle Roller und die meisten Motorradfahrer das machen. Wohl deshalb hat uns der Vermieter extra eingeschärft, wie breit das Motorrad doch mit Koffern sei.
In den nächsten Tagen auf der Landstraße und auf Bergstraßen erstaunlich gemischter Qualität läuft die Transalp ganz wunderbar. Man kann entspannt rollen, dann ist sie wie ein Schweizer Messer, ein Werkzeug, das einfach irgendwie alles kann.

Man kann aber auch die Drehzahl über 5500 U/min bringen, dann wird sie zur Waffe. Bis 9500 U/min dreht der Motor willig und gewaltig hoch. Dann beißen die 92 PS in den Asphalt. Hier und da war dann auch schon mal ein Vorderrad in der Luft.
Die Geräuschkulisse passt gut dazu. Bei voll geöffneten Drosselklappen meldet sich die Ansaugluft zu Wort, klar hörbar aber mit angenehmer Lautstärke, auch das Auspuffgeräusch macht deutlich, dass es gerade schwungvoll vorwärts geht.

Oben in den Bergen auf den Serpentinen und Kurven mit sehr unterschiedlichen Radien und Asphaltqualitäten ist die Transalp in ihrem Element. Das Vertrauen in die Maschine und die Reifen steigt schnell. Hier und da ist dann schon mal ein Fuß auf der Erde, die Serien-Reifen werden ab dem dritten Tag auf der vollen Breite genutzt.

Es ist schon eindrucksvoll, im zweiten Gang mit 3000 U/min aus der Serpentine herauszubeschleunigen und die Geschwindigkeit zu verdreifachen, ohne schalten zu müssen. So sind die Berge ein Genuß.
Der Straßenbelag in Griechenland ist wild. Es gibt Ecken und Kanten, Schotter auf der Straße, herabgefallene Steine, vom Regen der Nacht auf die Straße gespülte Erde und Scheixxe von allerlei landwirtschaftlichem Getier. Auf das ganze lose Zeug passen wir mit vorausschauender Fahrweise auf.

Mit deutlich über 100 kg Fahrergewicht plus 20 kg Gepäck muß ich leider auch bei Bodenwellen sehr gut aufpassen, da die Federung hinten deutlich zu weich und schlecht gedämpft ist. Die alten Hondas lassen grüßen.
Die nicht einstellbare Gabel hingegen ist perfekt abgestimmt.
Die Bremsen sind gut dosierbar und beißen kräftig zu.
Die Balance des Motorrades ist prima. Es geht entspannt durch alle Kurven, ohne dass man es zwingen müsste. Es läuft aber auch so ruhig geradeaus, dass es mich nicht nervös macht.

Das ABS hatte ich nicht in Gang. Vielleicht, weil ich fahren ohne dieses Hilfsmittel gewohnt bin.
Die Elektronischen Spielereien sind ansonsten durchaus sinnvoll. Der Vermieter möchte uns die Maschinen mit Regenmodus übergeben. Ich lehne dankend ab und fahre zwei Tage mit „Standard“.
Nachdem die Traktionskontrolle in einer steilen Schotterauffahrt zu einer Brücke mir einen Schreck und dem Motorrad einen massiven Schluckauf bereitet hat, stelle ich mir einen User-Modus zusammen:
Power auf 3, das ist eine Gasannahme wie beim Vergaser,
Motorbremse auf Maximum, so mag ich es lieber als bei vielen modernen Motorrädern fast ohne Motorbremswirkung,
ABS auf Standard und Traktionskontrolle auf die kleinste Stufe.
So fahre ich die Transalp dann eine Woche und habe nicht das Bedürfnis, da noch etwas zu ändern.

In Griechenland wird es nie langweilig. Auch auf guten Straßen ist immer mal ein Stückchen Schotterstrecke eingestreut. Wir fahren auch winzige wirklich steile Beton-Straßen und einiges an Schotter-Bergstraßen. All das macht die Transalp mit Bravour. Sie ist jederzeit gut dosierbar und problemlos beherrschbar.

Irgendwann fahren wir sogar ein Stück Autobahn, weil der Tag bis dahin mit winzigen Straßen und trotz schwungvoller Fahrweise mit 28 km/h Schnittgeschwindigkeit schon sehr lang war.
Da nervt mich dann die XL750 damit, dass sie die Geschwindigkeit nicht hält.
Sie reagiert deutlich auf jeden Gegenwind oder jedes bisschen Änderung der Steigung.
Egal, was ich mache, wann immer ich auf den Tacho schaue, steht da eine Zahl, die ich nicht erwarte und die Beiden hinter mir sind entweder weit weg oder ganz dicht hinter mir.
Da wünsche ich mir noch etwas mehr Elektronik, nämlich einen Tempomaten.

Insgesamt aber ist sie ein richtig tolles Motorrad, das ich jedem Transalpfahrer nur empfehlen kann. Ein gelungener Wurf mit dem Potential, das Erbe der alten Transalp anzutreten.

(Das mit den Fotos hier im Forum habe ich noch nicht raus, also gibt es die nur bei Facebook, sorry)
https://www.facebook.com/groups/1164791 ... 068574644/
Transalp-Stammtisch Hamburg, ich fahre Transalp XL750, davor seit 2000 XRV-750 (Tacho 220.000 km) und MZ-Baghira
Lächele und sei froh, es könnte schlimmer kommen
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